Markenvielfalt mit Haltung: Wie FOND OF Märkte neu denkt
Jurybegründung
Sven-Oliver Pink, Florian Michajlezko und Dr. Oliver Steinki ist es gelungen, praktisch aus dem Nichts heraus tolle erfolgreiche Marken zu entwickeln und konsequent weiter aufzubauen. Ideenfindung, Vision, Offenheit, Konsequenz, Nachhaltigkeit und Tatkraft sprechen für dieses damalige Start-up und zeigen, dass man auch in vermeintlich ausgereizten Märkten, die von großen etablierten Playern dominiert werden, viel bewegen kann. Dass hierfür neben cleveren Ideen und Weitblick vor allem aber auch eine ganzheitlich umgesetzte, konsistente und differenzierende Markenführung notwendig ist, haben die Gründer erkannt. In zehn Jahren sieben Marken zu entwickeln und erfolgreich zu etablieren, ist außergewöhnlich. Eine fantastische Leistung.
Interview mit Sven-Oliver Pink, Florian Michajlezko and Dr. Oliver Steinki
Liebes FOND OF Gründerteam, Sie haben als enthusiastische Gründer erlebt, wie schwer es ist, eine Marke im Markt zu etablieren. Mittlerweile haben Sie bereits sieben eigenständige Brands auf den Weg gebracht. Wie haben Sie das erreicht und inwieweit dienen Ihnen etablierte Marken wie Porsche als Vorbild?
Sven-Oliver Pink: Porsche ist natürlich eine der ganz großen, faszinierenden Marken. Sie verkörpert deutsche Ingenieurskunst wie kaum eine andere Brand, und viele Menschen brennen einfach dafür. Auch wenn wir mit Taschen und Rucksäcken auf einem ganz anderen Spielfeld unterwegs sind, haben wir auch mit ergobag eine echte Love Brand auf den Markt gebracht. Die Schultaschenmarke war die, mit der alles begann. Als wir vor mehr als elf Jahren die ersten Prototypen entwickelten – angestachelt von der Idee, das Ergonomiekonzept von Wanderrucksäcken mit der Schultasche zu kombinieren – hielten uns viele für verrückt. Der Schultaschenmarkt war etabliert und niemand hätte gedacht, dass man hier noch etwas bewegen könnte. Wir haben es aber in kürzester Zeit geschafft die Branche mit dem ersten Schulrucksack grundlegend zu verändern, und nach dem Erfolg von ergobag wurde auch die Nachfrage nach Produkten für andere Altersklassen laut. So sind nach und nach immer mehr Marken hinzugekommen. Heute sind unsere Taschen Begleiter für jede Zeit im Leben. Oliver Steinki: Die Weiterentwicklung unseres Markenuniversums bedeutete für uns, auch im Hintergrund zu wachsen und eigene Infrastrukturen aufzubauen. Wir betreiben zum Beispiel unser eigenes Logistikzentrum in Nordrhein-Westfalen, von dem aus unsere Produkte in zahlreiche Länder dieser Welt verschickt werden. Und wir haben die Idee verwirklicht, eine eigene Firmenzentrale – ganz nach unseren Vorstellungen und Bedürfnissen – zu bauen: THE SHIP, das aktuell digitalste Bürogebäude Deutschlands. Bei der Planung sind wir auch auf die Wünsche unserer Mitarbeiter eingegangen und haben einen Ort geschaffen, der agiles Arbeiten ermöglicht und gleichzeitig für Inspiration und Wohlbefinden sorgt. Auch unser neuer Start-up Accelerator hat hier Platz gefunden. Im xdeck können wir unsere Erfahrungen an junge Gründerteams weitergeben und wiederum von ihnen lernen. Wir stehen also niemals still.
Die Kunst, eine Marke dauerhaft stark zu positionieren, besteht ja auch darin, zwei konträre
Faktoren zusammenzubringen: Konstante und Veränderung. Welcher der beiden Faktoren hat
mehr Gewicht?
Florian Michajlezko: Unser klares Ziel ist es Innovationsführer zu bleiben. Wir ruhen uns nicht auf unseren Erfolgen aus, sondern entwickeln uns ständig weiter, indem wir neue Trends und Entwicklungen, zum Beispiel die Schule der Zukunft, sehr genau im Blick behalten. Als Konstante sehe ich unsere Ansprüche an unsere Produkte, die schon von Beginn an klar waren und weiter Bestand haben. Wir achten auf Funktionalität, Nachhaltigkeit, Individualisierbarkeit und Design. Als Gründer möchten wir authentisch bleiben und trotz des Wachstums unsere Start-up-Mentalität nicht verlieren – auch wenn wir mittlerweile über 300 Mitarbeiter beschäftigen.
Die Kraft, der USP, einer Marke muss intelligent kommuniziert werden. Welche Kommunikationskanäle sind für Sie essentiell, Herr Pink?
Sven-Oliver Pink: Wir bespielen die ganze Bandbreite an Kommunikationskanälen. Weil wir mit unseren Marken ja sehr verschiedene Zielgruppen ansprechen, erreichen wir diese auch auf unterschiedlichen Kanälen. Neben Online-Kanälen sind aber auch unsere Mitarbeiter als Markenbotschafter und die von uns geschulten Händler extrem wichtige Kommunikatoren. Kundenveranstaltungen wie Ranzenpartys, bei denen wir direkt mit unseren Käufern in Kontakt treten, sind sehr starke Hebel für unsere Mitarbeiter und unseren Vertrieb.


Der Kunde wird immer anspruchsvoller nicht zuletzt in Bezug auf nachhaltige und faire Produktionsbedingungen. Inwieweit fließt der Faktor »Green Future« in Ihre beiden Unternehmensstrategien ein?
Sven-Oliver Pink: Als wir ganz zu Beginn die Produktion für ergobag gestartet haben, wurden wir mit der Frage konfrontiert, ob das benötigte Polyester aus Rohöl oder recycelten PET-Flaschen gefertigt werden sollte. Die Entscheidung für die nachhaltige Produktion war für uns selbstverständlich. Heute ist unsere Nachhaltigkeitsstrategie sehr komplex, und neben der ökologischen steht auch die soziale Verantwortung für uns im Fokus. Unsere Produktionsstätten in Südostasien sehen wir als erweiterten Teil unseres Teams, und natürlich sollen auch dort gute Arbeitsbedingungen gelten. Wir wurden bereits mehrfach von der renommierten Fair Wear Foundation in der bestmöglichen Kategorie Leader bewertet und stecken sehr viel Energie in die Einhaltung der hohen sozialen Standards.
Welche Vertriebskanäle werden zukünftig an Bedeutung gewinnen, um sich am globalen Markt zu behaupten, welche werden möglicherweise an Relevanz verlieren, Herr Michajlezko?
Florian Michajlezko: Corona hat der Bedeutung des Online-Handels nochmal einen immensen Boost gegeben. Die Online-Welt ist natürlich unser größtes Schaufenster, aber der Fachhandel spielt nach wie vor eine entscheidende Rolle. Zum Beispiel ist der Kauf der ersten Schultasche für viele Familien ein großes, emotionales Ereignis, was online nicht auf die gleiche Weise zelebriert werden kann.
Wie wichtig ist das haptische Erlebnis für die Kaufentscheidung eines Markenproduktes, Herr Pink? Naheliegend wäre der Gedanke, dass bei einem Lifestyle-Produkt wie einer Tasche, sich der Markenkern online leichter abbilden lässt. Oder täuschen wir uns da?
Sven-Oliver Pink: Unser Unternehmen ist sehr transparent und wir können unsere Geschichte sowie unsere Produkte gut online abbilden. Die Funktionalität unserer Taschen ist aber auch ein entscheidender Kaufanreiz, und hier kommt es oft auf die Beratung im Fachhandel an. Gerade die Kids sind mit viel Enthusiasmus dabei, wenn es darum geht Modelle im Laden auszuprobieren und sämtliche Funktionen genau unter die Lupe zu nehmen oder ihre neuen Kinderschuhe anzuprobieren.
